Wetterverlauf Deutschland 2019/20
Nach dem schneereichen und langen Winter 2018/19, der viele Skisporttage bei besten Bedingungen ermöglichte, war der Winter 2019/20 der zweitwärmste seit Aufzeichnungsbeginn 1881. Zudem war es ein deutlich zu nasser, aber ungewöhnlich schneearmer Winter. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeichnete sich der meteorologische Winter (Dez, Jan, Feb) 2019/20 hauptsächlich dadurch aus, dass die Niederschlagsmenge in diesem Winter den Durchschnittswert von 181 l/m² deutlich (um 23 Prozent) überstieg. Im Durchschnitt fielen rund 225 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Allerdings fiel der Niederschlag kaum als Schnee. Während der Winter 2018/19 zwar im Gebirge viel Schnee brachte, blieb er im Tal Mangelware. In dem normalerweise sehr schneereichen Oberstdorf lag an 54 Tagen kein Schnee.
Die Sonnenscheindauer überstieg mit rund 185 Stunden den Durchnschnittswert (153 Stunden) um etwa ein Fünftel. Am meisten Sonnenschein gab es im Süden von Deutschland. Am häufigsten zeigte sich die Sonne rund um den Starnberger See mit bis zu 345 Stunden, am wenigsten im Norden mit örtlich weniger als 100 Stunden.
Wetterverlauf Österreich 2019/20
Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) liegt der meteorologische Winter 2019/20 in Österreich um 2,7 Grad über dem vieljährigen Mittel. Der Winter 2019/20 war extrem mild und war der zweitwärmste Winter in der Messgeschichte. Gebietsweise gab es neue Wärmerekorde, so wurden etwa am 17. Februar am Sonnblick (3106m) +3,9 Grad gemessen. Normalerweise beträgt an einem durchschnittlichen Tag im Februar das Tagesmaximum der Lufttemperatur dort -9 Grad. Die Schneemengen im Großteil Österreichs waren deutlich unterdurchschnittlich. Es wurde ein neuer Minimum-Rekord bei der Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke verzeichnet. Selbst in höheren Gebieten war die Summe der täglichen Neuschneemenge meist um 10 bis 50 Prozent unter einem durchschnittlichen Winter.
Wetterverlauf Schweiz 2019/20
Auch in der Schweiz blickt man auf einen milden Winter 2019/20 zurück. Dort war der vergangene Winter der mildeste seit Messbeginn 1864. Mit 3 Grad über der Norm lag die durchschnittliche Wintertemperatur bei 0,7 Grad. In der über 155-jährigen Messgeschichte der Schweiz gab es erst viermal ähnlich hohe Temperaturen während der Wintermonate. Wie auch in Deutschland gab es in den meisten Gebieten der Schweiz ausreichend Niederschlag mit Summen zwischen 100 und 120 Prozent, regional auch um 130 Prozent des Durchschnittswerts von 1981 bis 2010. Allerdings war der Niederschlag über die drei Wintermonate sehr ungleich verteilt. So fielen etwa im Oberengadin und in Teilen der Alpensüdseite nur 60 bis 90% des Mittelwerts. Der Dezember brachte in der Westschweiz und vor allem auf der Alpensüdseite reichlich Niederschlag. Dagegen gab es in den anderen Regionen unterdurchschnittlich wenig Niederschlag.
Schneelage 2019/20
In den Monaten Dezember, Januar oder Februar erreichten die Temperaturwerte und Schneehöhen selten ein winterliches Niveau. Im Winter 2019/20 gab es verhältnismäßig häufig Regenfälle bis über 2000 Meter und starke Winterstürme, diese verhinderten ein stärkeres Anwachsen der Schneehöhen. Zudem führte dies zu sehr unterschiedlichen Schichteigenschaften. Durch die unterschiedlichen Wetterverhältnisse entstanden Schwachschichten im Altschnee, was zu ungünstigen Verhältnissen für Wintersportler führte. Eingeschneite Schwachschichten werden als „Altschneeproblem“ bezeichnet. Wenn das Wetter über einen längeren Zeitraum schön ist, wie es im Januar der Fall war, dann können sich die oberflächennahen Schneeschichten zu einer schwachen Schicht umwandeln. Wird eine oberflächennahe Schneeschicht eingeschneit, kann sie über Wochen störanfällig bleiben. Das begünstigt Lawinen.
Auf die ergiebigen Schneefälle vor Weihnachten mit teilweise kritischer Lawinensituation folgte ein sonniger und niederschlagsarmer Januar. In dieser Zeit gab es eine mehrwöchig günstige Lawinensituation. Ende Januar führten ergiebiger Regen und Schneestürme dazu, dass es eine hohe Aktivität an nasser und trockener Lawinen gab.
Anfang März gab es erneut Neuschnee, Sturm und auch intensiven Regen. Dadurch entstand eine weitere Lawinenperiode des Winters 2019/20. Der restliche März war wiederum sonnig und mild, die Lawinensituation verbesserte sich sehr schnell.
Auch solche Meldungen gibt es
"Der Winter 2019/20 brachte so viel Schnee wie seit Jahren nicht." Auch solche Meldungen gibt es. Die Daten kommen vom finnischen meteorologischen Institut (FMI) und zeigen, dass die gesamte Schneemenge auf der Nordhalbkugel der Erde im Winter 2019/20 über dem langjährigen Mittel von 1982 bis 2012 lag. Das liegt daran, dass es in Gebieten, in denen es kalte Temperaturen ermöglichten, besonders viel geschneit hat. Grund dafür ist zum einen, dass sich mit der globalen Erwärmung mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre befindet und Niederschläge dadurch länger und stärker ausfallen. Ein weiterer Grund ist, dass es in vielen Regionen hoch im Norden bisher zu kalt und trocken war. Durch den Klimawandel werden auch diese Regionen milder und niederschlagsreicher.
Fazit für die Schneelage 2019/20 in den Alpen
Die Winter werden generell immer wärmer. Auch der Winter 2019/20 bestätigt den Trend, dass die Wintermonate immer milder und trockener werden. Sehr kalte Winter waren in den letzten 50 Jahren die Ausnahme. In der 253-jährigen Messgeschichte lagen die vier wärmsten Winter in den 2000er-Jahren. Eine Ausnahme in diesem Zeitraum ist der Winter 2005/06, er lag mit 2,1 Grad unter dem Mittel der Klimavergleichsperiode 1981 bis 2010.
Die Europäische Gefahrenskala
Die Europäische Gefahrenskala für Lawinen besteht aus fünf Stufen: 1 (gering), 2 (mäßig), 3 (erheblich), 4 (groß) und 5 (sehr groß) und gilt seit 1993 in Europa zur Bewertung der Lawinengefahr in den Bergen. Sie richtet sich hauptsächlich an die Wintersportler, die abseits von gesicherten Skipisten unterwegs sind. Behörden richten sich nach diesen Warnstufen, um gegebenenfalls Ortsteile und Straßen zu evakuieren bzw. zu sperren. Die Gefahrenstufe hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere der Auslösewahrscheinlichkeit von Lawinen, der Verbreitung der Gefahrenstellen und der Lawinengröße. Eine Gefahrenstufe gilt immer für eine Region und nicht für einen bestimmten Einzelhang. Die im Lawinenlagebericht beschriebene Gefahrenstufe ist immer eine Prognose und sollte vor Ort überprüft werden.
Wie war die Verteilung der Lawinen-Gefahrenstufen in Deutschland?
Der erste Lawinenlagebericht wurde am 13.12.2019 veröffentlicht. Ab dem 23.03.2020 wurde der Lawinenlagebericht eingestellt. Die kritische Gefahrenstufe 4 (groß) wurde in der Wintersaison 2019/20 in Deutschland dreimal ausgerufen, das liegt unter dem langjährigen Durchschnitt. Dabei war es nur ein Tag im Dezember und zwar am 25.12.2019. Außerdem nochmals an zwei Tagen Anfang Februar. Die Verteilung der prognostizierten Gefahrenstufen im Winter 2019/20 sehen folgendermaßen aus Gefahrenstufe (GS) 1 22%, GS2 50%, GS3 25%, GS4 3%, GS5 0%.
Lawinenunglücke Alpenraum 2019/20
In der Wintersaison 2019/20 ereigneten sich in den Bergregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz insgesamt 11 tödliche Lawinenunfälle. In der schneereichen und lawinengefährlichen Wintersaison 2018/19 kam es dagegen noch zu 36 tödlichen Lawinenunfällen.
Lawinenunfälle in Deutschland 2019/20
Nach Daten der Lawinenwarnzentrale Bayern gab es im Winter 2019/20 in Deutschland keine Todesopfer. Im Gegensatz dazu starben in Deutschland im vorvergangenen Winter 2018/19 drei Personen in einer Lawine.
Lawinenunfälle in Österreich 2019/20
Im Winter 2019/20 gab es in den österreichischen Bergen sechs Todesopfer durch Lawinen. Die Unfallzahl liegt unter der des Vorjahres, in dem zwischen dem 1. November 2018 und dem 31. Oktober 2019, 20 Menschen starben.
Lawinenunfälle in der Schweiz 2019/20
Nach Angaben des SLF gab es im Winter 2019/20 fünf Lawinentote in der Schweiz. Die Anzahl der Lawinenunfälle liegt bei 89, bei denen insgesamt 128 Personen erfasst wurden. In den Schweizer Alpen liegt die Gesamtopferzahl damit deutlich unter dem langjährigen Mittel von 18 Todesopfern. Im Jahr zuvor waren es noch 15 Personen, die in Lawinen ums Leben kamen.
Fazit Lawinenunfälle alpenweit
Trotz der immer größer werdenden Zahl von Ski- und Schneeschuhtourengehern und Variantenfahrern liegt die Zahl der bei Lawinenunfällen ums Leben gekommenen Personen im Winter 2019/20 unter dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Laut Statistik gibt es in den Alpen deutlich weniger tödliche Lawinenunfälle als andere tödliche Bergunfälle.
Relativ betrachtet ereignen sich zudem weniger Lawinenunfälle als noch etwa vor 20 Jahren. Grund dafür könnte der immer besser werdende und leichter abzurufende Wetter- und Lawinenlagebericht sein. Auch die jahrelange Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie vielfältige Ausbildungsangebote zeigen scheinbar Wirkung.
Wie hoch war das Interesse am Lawinenlagebericht?
Der Lawinenlagebericht enthält eine Prognose der Lawinengefahr und allgemeine Informationen zur Schneesituation. Der Lagebericht für die bayerischen Alpen wurde auf der Internetseite www.lawinenwarndienst-bayern.de, wie auch in den letzten Jahren, sehr häufig abgerufen. Das zeigt, dass der Lawinenlagebericht zu einem der wichtigsten Informationsquellen in Bezug auf Lawinen ist. Ein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Team der Lawinenwarnzentrale Bayern, im Bayerischen Landesamt für Umwelt, für ihre hervorragende Arbeit
Adressen zu den Lawinenlageberichten
Deutschland: http://www.lawinenwarndienst-bayern.de/
Österreich: https://lawine.tirol.gv.at/home/uebersicht/
Schweiz: http://www.slf.ch/
Südtirol: http://www.bergportal.com/
Italien: http://www.aineva.it/
Quellen
www.slf.ch/
https://lawine.tirol.gv.at
www.lawinenwarndienst-bayern.de
www.dwd.de/DE/Home/home_node.htm
www.meteoschweiz.admin.ch
www.zamg.ac.at